
“Columbia” war nur noch 16 Minuten von der Landung entfernt. Millionen Menschen auf der ganzen Welt beobachteten im Fernsehen den wolkenlosen blauen Himmel über Texas und warteten auf die Landung – doch dann geschah die Katastrophe: Das Space Shuttle zerfiel und verglühte beim Eintritt in die Erdatmosphäre, wobei alle sieben Besatzungsmitglieder ums Leben kamen. Es war am Mittwoch (1. Februar) vor genau 20 Jahren.
Im Kontrollzentrum in Florida, wo um 8.59 Uhr Ortszeit die letzten unverständlichen Worte der „Columbia“ gesendet wurden, bevor der Kontakt abbrach, zeigten sich die Gesichter der Familienangehörigen und Ingenieure der Astronauten entsetzt. „Die Menschheit wurde durch die Inspiration der Entdeckung und die Sehnsucht nach Verständnis in die Dunkelheit geführt“, sagte der damalige Präsident George W. Bush kurz darauf seinem Land. “Unsere Reise ins All geht weiter.”
Teile von „Columbia“ wurden später in einem Umkreis von 200 Kilometern über Texas und den Nachbarstaat Louisiana verstreut gefunden – auf Autobahnen, in Büros, in Wäldern. Ein Tag, der ein Sieg für die NASA und die bemannte Weltraumforschung sein sollte, endete in einer Katastrophe. Vor wenigen Tagen erinnerte die NASA mit einer Gedenkfeier an die Opfer der “Columbia”-Katastrophe und alle anderen, die bei der Arbeit in der Raumfahrt ums Leben kamen.
Die NASA hat den Schaden am Flügel unterschätzt
“Columbia” war nicht irgendein Space Shuttle – es war das erste, der Eckpfeiler einer Flotte nationaler Ikonen. Am 12. April 1981 hob es von Pad 39A des Kennedy Space Center in Florida ab. Auf „STS-1“, dem Codenamen der ersten Mission, folgten in der 30-jährigen Space-Shuttle-Ära vier weitere Space-Shuttles und mehr als 1.300 Tage im All mit 134 Flügen – bis hin zum Atlantis am Ende des Jahres Flüge. im Juli 2011 traf der STS-135-Flug, der zum letzten Mal aus dem All kam, die Erde.
Bereits beim Start der STS-107-Mission war etwas schief gelaufen, was – wie spätere Untersuchungen ergaben – eine Katastrophe beim Landeversuch unausweichlich machte. Ein Stück Schaumisolierung brach von einem der Kraftstofftanks des Shuttles ab und hinterließ ein Loch in der Vorderkante des linken Flügels. NASA-Wissenschaftler hatten dies zwar bemerkt, aber vermutlich das Ausmaß der Schäden unterschätzt.
Ein ehemaliger NASA-Ingenieur schrieb kürzlich in einem Gastartikel für den York Daily Record, dass einige NASA-Führungskräfte Bedenken hätten. Es wurden auch bessere Bilder des Schadens angefordert, was jedoch abgelehnt wurde. Eine Notrettung wäre nach späteren Ermittlungen wohl möglich gewesen. Aber die NASA tat nichts.
Ein Stück Isolierschaum hatte den Hitzeschild des Space Shuttles beschädigt. Nach dem Eintritt in die Erdatmosphäre fielen nacheinander die linken Flügelinstrumente wegen Überhitzung aus und „Columbia“ geriet kurz vor der geplanten 28. Landung außer Kontrolle und löste sich schließlich auf. Nach Recherchen hatten sieben Astronauten – fünf Amerikaner, darunter eine Frau, sowie der erste Israeli im All und eine Inderin – keine Möglichkeit, sich zu schützen. Rick Husband, William McCool, Michael Anderson, Kalpana Chawla, David Brown, Laurel Clark und Ilan Ramon starben innerhalb von Sekunden.
Space Shuttles sind Geschichte
Obwohl die Katastrophe von „Columbia“ nicht die erste in der Shuttle-Geschichte war – sieben Astronauten starben 1986, als die „Challenger“ kurz nach dem Start zerfiel – sollte sie die Raumfahrt für immer verändern. Die Space-Shuttle-Flotte wurde zunächst für rund zwei Jahre vorübergehend in den Hangar verbannt und umfangreiche Tests, Forschungen und Verbesserungen angeordnet. Das Ergebnis waren unter anderem bessere Sitze und Sicherheitsgurte.
Mittlerweile sind die Shuttles komplett ausgeklügelt – und die NASA-Ingenieure haben die Idee von Space Shuttles aufgegeben, obwohl sie schwere Fracht transportieren könnten. Stattdessen stehen Kapseln wie die „Crew Dragon“ von Elon Musks privatem Raumfahrtunternehmen SpaceX im Fokus, mit der bereits Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) gebracht werden. Die von der NASA selbst entwickelte Orion-Kapsel für Artemis-Flüge zum Mond und später auch zum Mars absolvierte Ende 2022 erfolgreich ihren ersten echten Testflug.
Da diese Pods beim Start auf der Rakete statt daneben montiert werden, sind sie potenziellen Trümmern weniger ausgesetzt. Zudem könnten Astronauten im Notfall vor oder während des Starts von oben aus der Kapsel befreit werden. „Wir bemühen uns, unsere Fehler der Vergangenheit niemals zu wiederholen“, sagte der NASA-Administrator Bill Nelson.